von Werner Wagner
Das kleine Dorf liegt in ca. 330 m Höhe malerisch inmitten einer Rodungsinsel im Taunus. 1336 tritt ein „Johan Meydebacher“, ein Friedberger Bürger, bei einer Beurkundung eines Dokumentes des Stiftskapitels in Ober-Mockstadt auf. Damit wird unser Maibach erstmals als Herkunftsbezeichnung eines Friedberger Bürgers, der sich, wie oft im Mittelalter, nach seinem Herkunftsort nannte, obwohl Maibach wohl als Rodungssiedlung schon im 11. oder 12. Jahrhundert entstanden sein dürfte. Maibach gehörte im 13. Jahrhundert zur Münzenberger Herrschaft, kam dann zu Falkenstein und später zu Eppstein. 1609 gehört es zur Landgrafschaft Hessen-Butzbach und ab 1643 zu den Nachfolgern des Butzbacher Landgrafen. 1972 wird Maibach im Rahmen der Gebietsreform nach Butzbach eingemeindet.
1680 wurde eine Schule von der auf Schloss Philippseck residierenden Landgräfin Anna Elisabeth gegründet. Bis 1605 mussten die Maibacher Kinder jeden Tag den weiten Weg in die Hoch-Weiseler Schule zurücklegen. Ab 1605 befand sich die Schule für Maibach, Bodenrod, Fauerbach in Münster, wo auch der kirchliche Mittelpunkt war. 1864 wurde das baufällige Schulhaus restauriert und 1957 ein neues errichtet, bis die Schule 1972 geschlossen wurde.
Die heutige Kirche wurde 1764-1766 erbaut und mehrfach renoviert.
Durch die Höhenlage um 350 m, hohe Niederschläge, karge Verwitterungsböden sowie die kürzere Vegetationsperiode waren die Anbaubedingungen für die Landwirte schlecht. Die Entwicklung der Einwohnerzahlen zeigt, wie schwierig die Lebensbedingungen in der Vergangenheit waren.
1834 331 Ew.
1865 236 Ew.
1900 171 Ew.
1939 181 Ew.
1945 204 Ew.
2005 444 Ew.
Es fällt auf, dass sich die Einwohnerzahl im 19. Jahrhundert halbiert. Missernten wie die von 1817, 1847 und 1848 vergrößerten die Not. Die Auflösung des Zunftzwanges verschärfte die Konkurrenz zwischen Handwerkern, aber auch die Ablösung der Feudallasten, die durch finanzielle Zahlungen von den Bauern geleistet werden mussten, führten zur Verarmung der Bevölkerung. Als Ausweg blieb die Auswanderung oder die Landgängerei. In Maibach herrschte vor allem bei den Tagelöhnern, die im Sommer als Schnitter und im Herbst bei der Rübenernte kurzfristig Arbeit fanden, großes Elend. Aber Not macht erfinderisch. So stellte man in den langen Wintermonaten einfache Gegenstände aus Holz wie z. B. Besen, Weidenkörbe und Schmuckkästchen her, die man dann im Sommer zu Fuß in den Nachbargemeinden, aber auch nach Frankreich, Holland, Norwegen, Schweden und Russland verkaufte. Die Landgängerei war geboren, aus der sich dann u.a. vor allem in den armen Taunusdörfern der berüchtigte Mädchenhandel (Vgl. Hurdy Gurdy Girls) entwickelte. Erst die Reichsgründung 1871 setzte dieser Fehlentwicklung ein Ende. Auswanderung und Landgängerei halbierten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Bevölkerungszahl fast. 1945 stieg die Bevölkerungszahl aufgrund der Zuwanderung von Heimatvertriebenen, Ausgebombten und Flüchtlingen auf 204 an. Seit 1970 zogen immer mehr Neubürger aufgrund der idyllischen Lage und der intakten Natur nach Maibach, so dass die Bevölkerungszahl auf 444 anstieg.
Alt- und Neubürger kommen gut miteinander aus und ein ausgeprägter Gemeinschaftssinn zeichnet die Maibacher aus, wie es sich vor allem bei den Ortsbeiratswahlen zeigt, wo man auf Listen verzichtet und zur Persönlichkeitswahl greift. Maibach wird 1961 Landessieger bei dem Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“. Auch wenn Pflegearbeiten z. B. im Schwimmbad anfallen, greifen die Maibacher kräftig zu.
Die Arbeitsmöglichkeiten in der Industrie waren für die Maibacher aufgrund der abseitigen Lage und der miserablen Verkehrsverbindung schlecht. So wurde die Anbindung an die B 275 (Bad Nauheim-Usingen) erst 1961 fertig gestellt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte man, die Entwicklung zum Fremdenverkehrsort voran zu treiben, wie das 1959 erbaute kleine Freibad und das Dorfgemeinschaftshaus zeigen. „Die Maibacher Schweiz“ genoss jahrzehntelang einen guten Ruf als Speiselokal und Hotel. Es wurde ein Wochenend- und Erholungsgebiet erschlossen und auch der Ardennen-Fernwanderweg vom Böhmerwald zum Atlantik führt durch Maibach. Eine malerische Felsengruppe unterhalb des Ortes erhöht den Reiz des Ortes. Leider konnte der Tourismus in Maibach nie richtig Fuß fassen. Defizite bei der Grundversorgung und der Verkehrsanbindung hemmen die Entwicklungsmöglichkeiten Maibachs, das aber wegen seiner schönen Lage und der intakten Natur einen hohen Wohnwert besitzt.
(Aus der 9. Ausgabe der Seniorenzeitung vom September 2006)