Ratsprotokoll 1644
S. 480 Continuatio protocolli den 15. Martii anno 1644
Ist vergangener Tagen Johannes Bindhamer der jetzige Weiseler Pförtner, beneben Andres Bremen in der Weiseler gassen gestanden und in Beisein des jetzigen Commandanten um ein Reichsthaler gewettet. Er der Pförtner wolle an dem Weiseler Turm in dem Eck an der Stadtmauer, da das heimliche Gemach¹ heruntergangen, hinauf in die Stadt zu steigen, wie es nun zur Probe kommen und der Bindhamer auf der Hälfte an der Mauer im Eck hinauf gestiegen, hat ihm der Commendant zugerufen, er sollte herunter steigen, er möchte fallen und ihm ein Schaden tun, da ist Johann Peter Kirchhain dazukommen und ist hinaufgestiegen und durch das heimliche Gemach in die Stadt gekrochen, dahero nun der Commendant Rodenhausen Ursach genommen, dass ein e. Rat die Mauern allenthalben, wo sie auswendig baufällig soll durch die Mauer ausbessern lassen, und was nunmehr durch dies beginnen vor mehrere und schwerere Baukosten verursacht und aufwachsen möchten.
Dieweiln angeregte Personen durch dieses einen schwern Verdacht auf sich gezogen, und ihrer Eiden und Pflichten sehr weit vergassen, ohne das albereits vor der Obrigkeit anhängig gemacht ist, als soll man den Ausgang im Ausspruch gewärtig sein.
¹ „Plumpsklo“: Toilettenanlage, die an Gebäuden hervorhängen.
Aus dem Griedeler Kirchenbuch:
Anno 1744
3.) Mittwochs als d. 13. Mai wurde denen beiden Eheleuten Hans Wilhelm Straßheim und seiner ehel. Hausfrau Juliana drei Töchtergen als Drillinge zur Welt gebohren, welche alle drei auf ein Mahl, das erst kaum eine Viertel Stunde vor den anderen 2 und die 2 letzerer schier auf einmal geboren worden, welche alle drei auf die selbigen tag des nachmittag in dem Haus sind getaufft worden das älteste hat den Namen Susanna bei der H. Taufe empfangen, seiner hierzu erbetene Gote war Susanna Andreas Beckers ehe. Tochter noch ledigen Standes
Das andere hat den Namen Susanna Maria empfangen dessen Gote war Susanna Maria Georg Straßheims Eheweib und dieser Kinder Vater seines Bruders Weib
Das 3te und jüngste hat den Nahmen Anna Margretha bekommen dessen Gote war Anna Margaretha Andreas Straßheims Eheweib. Deus Benedicat his tribus neogeneris.
Sterberegister 1744
7) Anna Margretha Hans Willhelm Straßheims Töchterlein das jüngste von seinen Drillingen starb d. 28te May und ist eodem begraben worden.
8) Susanna Maria Hans Wilhelm Straßheims Töchterlein das 2te von seiner Drillingen starb Montags den 1. Juny gegen 2 und 3 Uhr und wurde begraben d. 2. ejusd.
9) Susana Hans Wilhelm Straßheims Töchterlein das 1te und älteste von seinen Drillingen starb den 3tn ejusd. So daß das erstgebohrene zuletzt gestorben und das letztgebohrene zu erst gestorbenen und wie das mittelste zwischen beyden gebohren, also ist es auch zwischen beyden gestorben.
Fundsachen 3 Brauchtum
Butzbacher Stadtrechnung 1479
Item 18 Tornose zugelacht auf Donnerstag „Lutzelfassenacht“ (Lützelfastnacht = heute: Weiberfastnacht) als unserer Herrn Freunden und der ganze Rat mit ihren Frauen zusammen aßen den gantzen Tag da der Zentgraf dem Rat 1/2 Reh und Hasen schenkt
Item 1 Tornose zugelegt auf die Fastnacht zu ein Fastnacht Braten
Aus dem Gemeinderechnung von Oppershofen 1715
7 Albus 4 Pfennig dem Herrn Schultheiß Heinstadt von einem Gang nach Wölfersheim wegen der gehauenen Maibaum im Wald, aldort nachzufragen.
Aus dem Gemeindebuch Kirch-Göns:
Toten Krone für unverheiratete Verstorbenen
„Ich habe dieses zur Nachricht auf geschrieben daß im Jahr Anno 1774 ein Hochfürstliche Befehl ins Land ist gekommen keine (Toten-) Krone mehr lassen zu machen, wann eine ledige Person gestorben ist, sondern die Gemeinde soll eine Krone lassen machen, die soll alle mahl gebraucht werden, und hiernach wieder auf gehoben werden. Also haben wir eine gemeine Krone lassen machen von weißem Blech und mit Blattgold überzogen. Diese Krone kostete 7 Gulden 15 Albus. Geschehen im Jahr Anno 1774
Friedrich Volck, Vorsteher.“
Fundsachen 4 Wetter
Butzbacher Stadtrechnungen 1569/70
„Item 1 Tornose 6 Heller geben für 8 Arbeis Stroer (Erbsen Strohbälle), und Lapis Jost und Johannes Duillen auf den Griedeler Pfortenturm gekauft, die Fenster und Löcher gegen die große Kälte im Winter damit zugestopfft, damit sie sich auf der Wacht desto besser erhalten möchten.“
Kirchenbuch Kirch-Göns
1709, 6. Sept. Anna Kunigunde Weidtmannin (Waidmann) von Niedern Clee (Niederkleen), so von Nordt Stad (Wiesbaden-Nordenstadt), wo sie gedient in der Herrschaft Idstein hieher kranck und mit der Rothen Ruhr behafftet gekommen, woselbst sie aber wegen gedachter Krankheit nicht hat wollen eingelassen, alhie aber hat sie auch bey ihrer Schwester nicht einkommen können und in den sogenanten Junckern Keller begeben worin sie einige Tage gelegen, und da es schien – nach ihres Schwagers Johann Adam Jungen Außsage – dass es mit Ihrer Schwachheit sich besserte auch sie gesessen und gegessen in gedachten Keller, und niemand mehr alß den Pfarrer davon gesagt, ist sie den Morgens oben genannten 6. September ohne allen Zweiffel weil die selbe Nacht kalt war ist sie erfrohren, war 25 1/2 Jahr.
Almosenrechnung der Markuskirche 1627
Dem Balbierer so dem Kraiben die erfrorene Füße geheilt laut Quittung zahlt – 5 Gulden
Fauerbach Gemeinderechnung 1722
Nota: der Monat Nov. und Dec. Ist nicht angesetzt sondern von gnädiger Herrschaft wegen erlittenen Küsselschlags (Hagel) erlassen worden
Fauerbach Gemeinderechnung 1724
Wegen erlittenen Wasser Fluth gnädigst erlassen worden, an obigen Orten geliefert worden 27 Gulden 22 Albus
Gemeinderechnung Hoch-Weisel 1790:
Nota Dieses Jahr hat das gemeine Stück keine Äpfel getragen
Herr Doctor Hinderer von einem Besuch bei den Ruhrkranken 1 Gulden 15 Albus
Fundsachen 5 Die Musiker
Nieder-Weiseler Gemeinderechnung 1716:
Ferner einige Vorsteher verzehrt, als des Bassgeigers von Hochweisel sein Ochs in der Langstadt
gepfändet worden, den 21. Maji – 10 Tornose
Niederweiseler Gemeinderechnung 1734
10 Tornose ferner als die 2 Hautboisten (Oboisten) Sauer den Zwerchpfeifer abgehöret, ob selbiger es auf der Zwerch Pfeife recht gelernet, 9. April
Butzbacher Ratsprotokoll 12. Julii anno 1625
Herrn Rat zeigen an, wie das gestrigen Abend die Feldsiechen in Siechenhaus einen Pfeiffer gehalten und gefressen und gesoffen hatten, und dabei getantzet und leichtfertig genug gewesen. Man soll sie fragen was sie zu solcher leichtfertigkeit bewegen.
Almosen Rechnung der Markuskirche 1608
2 Tornose geben Christoffel Abeln von Oppenheim, gewesenen Capellenmeister zu Darmstadt, Heidelberg und Stuttgart, aber nach Veränderung der Herrschaft und Religion abgeschafft den 17. Februari.
Gerichtsbuch Nieder-Weisel 1643
Hans Sottenmeyer, Trompeter und Einwohner in NW hat etliche und zwanzig Morgen Lands an sich gebracht, auch an die 700 fl. Capital bei uns zu Niederweisel ausgeliehen, und jedes Jahr 3 Morgen Land anstatt das Geld an sich bringet, und also armen Leute Schweiß und Blut überkommt, und will ebenmässig nichts von seinen Gütern geben und versteuern lassen und gibt vor, er seie von der Steuer bei den Herrn Grafen zu Hohensolms befreiet.“
Fundsachen 6 Eigentum
a. Immer Rücksicht auf die Familie nehmen
Gerichtsbuch Ober-Hörgern 1558
Schmit Hans hat vier Morgen Land ungefähr mehr oder weniger von Matheiß Rueln gekauft, und dies mit Wissen und Willen aller seiner Kinder, und hat sich mit Recht einsetzen lassen, ist geschehen vor Schultheiß und Schöffen.
b. Wo Straßen durch Äcker gehen
Vermessungsbuch Fauerbach 1700
Johann Baltzer Santz 1 Viertel Morgen 7 1/4 und 1/32 Ruten. Ein Acker verläuft durch den Mörler Weg neben Clemens Becker und Johann Petry Schneider von Münster, ist oben am Weg breit 1 ‚/2 ‚/4 und 1/8 Ruten unten gegen das Niederfeld breit 1 Rute 1/16 und 1/32 der Rute und ist lang 32 Ruten minus 1/16 Rute ist dem Weg einen Ruten gegeben ohne die 32 Ruten minus 1/16 Ruten.
c. Verworrene Erbschaftsverhältnisse
Landbuch Griedel 18. Jh.
Parzelle 41. / bey der Rheinmühle
Caspar Jannitzki, Gottfried Grieben, Johannes Kempffen, Gottfried Müllers, Michel Strasheim Kirchhoff und Conrad Grieben Wittib, unten nach der Mühl breit 4 1/2 1/4 und 1/8 Ruten auf dem Graben 4 1/2 und 3/8 Ruten lang 13 3/4 Ruten macht 1 1/2 Viertel Morgen 7 Ruten davon hat Caspar den fiten Gottfried den 8 ten Johannes Kempff den 8 ten Gottfrid den 8 ten Michel den 4 ten und Conrad Grieben Witwe d. 4ten Theil.
d. Vertrag um Brunnenbenutzung
Gerichtsbuch Nieder-Weisel
Es ist zu wissen, das vor uns Schultheißen und Schöffen ist erschienen die tuggenthaftige Frau Christes Crein Werners Christen nachgelassene Witwe, vergünstiget und verwilliget aus freiem undrängtem Willen vor sich und ihre Erben auch dem ersamen Schnor Henges Lentzen das er und seine Erben oder Nachkommen nun hinfürters sämtlich sollen gebrauchen das Brunnen so auf Christes Creinen Hofreite ist und steht dass hat sich auch Lentz vor sich und seine Nachkommen
verpflichtet und versprochen angerührten Brunnen samt Christes Creins und ihren Nachkommen ihm zum halben Teil den Kosten helfen tragen und erstatten und soll als dann die verzeichnet Verwilligung des Gebrauch des Born auf ihrem Hof ein Ende haben und also aus sein und wo er dazu kommen würde das der Hof zugemacht würde und ein Plank zwischen sie beide würde aufgerichtet so soll vielgemelter Schnorres Lentz oder seine Nachkommen ein Tür zum Brunnen auf ihrem Hof lassen machen die hinter ihnen zu schließen und des Brunnen sich nach seiner Notdurft gebrauchen Anno 1561 auf Montag nach Andree.
e. Gemeinderecht vor Eigentumsrecht
Gerichtsbuch Gambach 1717
Johannes Laux ist hierüber vernommen worden welcher gestanden, dass er dem Adam Matheus auf den Kopf geschlagen, dann die Adam Matheus ihm nicht durch seynem Hof Macht habe zu gehen. Conrad Grieb wurde gefragt ob er gesehen, dass Johannes Laux den Adam Matheus geschlagen, als er den Lauxe durch den Hof gegangen, sagte er habe den Tumult wohl gehört auch gesehen dass sie an einander gewesen aber das Schlagen habe er nicht wahr genommen.
Weilen Johannes Laux nicht selbsten richten sondern Clagen sollen, wan er nicht leiden will, dass ihme über seyn Hof jemand gehen soll, als soll er gn. Herrschaft 5 Gulden Strafe erlegen.
f. Verkauf eines halben Bauernhofs
Gerichtsbuch Ober-Hörgern 1564
Greussels Hen zeigt an, wie dass er um Stoffeln Bürger zu Lich Zeisz Conradts Hof zum halben Teil erkauft um und für 51 Gulden und hat sich mit Recht einsetzen lassen. Ist geschehen vor Schultheiß und Schöffen.