von Werner Wagner
Bodenrod wird 1341 als „Badinrode“, einer Rodung eines Bardo bzw. Bodo, erstmals in einer Urkunde des Klosters Arnsburg erwähnt. Bodenrod gehört damit als Rodungsort in die Ausbauperiode des Mittelalters nach 1000.
Im Spätmittelalter gehörte Bodenrod mit vielen weiteren Orten zur gerichtsmäßig organisierten Hoch-Weiseler Mark mit Hoch-Weisel als Zentrum. Jedes Jahr traf man sich in Hoch-Weisel zum Märkerding, um über die gemeinschaftliche Nutzung von Wald, Weide und Wasser zu beraten und zu entscheiden. Nach wechselnder territorialer Zugehörigkeit wurde Bodenrod 1479 hessisch.
Kinder aus Bodenrod mussten über Jahrhunderte den beschwerlichen Weg in die Schule nach Hoch-Weisel zurücklegen, bis Landgräfin Anna Elisabetha von Hessen-Bingenheim, die bis 1688 auf Schloss Philippseck lebte, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine Schule einrichten ließ. Das alte Schulhaus in der Ortsmitte geht trotz mehrerer Umbauten im Kern auf diesen Bau zurück. Es diente bis 1967 auch als Bet- bzw. Kirchenraum. Der Dachreiter der „Alten Schule“ birgt heute die im 15. Jahrhundert gegossene Glocke der ehemaligen Wallfahrtskapelle „Mariazell“, deren Grundmauern in einem benachbarten Waldtal noch zu sehen sind.
Der Dreißigjährige Krieg brachte viel Not und Elend über die etwa 100 Seelen zählende Gemeinde. Die steinigen flach- bis mittelgründigen Schieferböden besitzen nur eine geringe Wasserspeicherung, aber eine geringe Lößauflage erlaubt an verschiedenen Stellen eine bescheidene landwirtschaftliche Nutzung, die durch hohe Niederschläge (750 mm) und eine relativ kurze Vegetationsperiode erschwert wird. Bis zum 2. Weltkrieg lebten die Einwohner von Bodenrod überwiegend von der Landwirtschaft. Die ungünstigen Lebensbedingungen zwangen vor allem im 19. Jahrhundert die Bevölkerung zum „Landgehen“. Man verkaufte im Sommer in der Fremde die im Winter selbst hergestellten Produkte aus Holz (Fliegenwedel, Besen etc.).
Noch 1950 waren 61 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt. Mit dem wachsenden Wohlstand der Nachkriegszeit setzte ein rapider Wandel vom Bauerndorf zur Arbeiterwohngemeinde ein.
Am 1968 neu erbauten Bürgerhaus errichtete man eine Ehrentafel in Erinnerung an Adolf Reichwein, den bekannten Pädagogen, der am 20. Juli 1944 als Widerstandskämpfer hingerichtet wurde und 1921 in leer stehenden Bauernhäusern eine Freizeit für Studenten und Arbeiter organisiert hatte, um die Barrieren und Vorurteile zwischen den einzelnen sozialen Gruppen abzubauen. Nach dem 2. Weltkrieg stieg die Bevölkerungszahl auf ca. 200 an, nahm bis 1950 ab und steigerte sich wieder durch das Auflegen von Neubaugebieten (1954 bis 1956 u. 1966 bis 1969) auf ca. 350.
Erst 1954 wurde eine Straße von Bodenrod in das Solmsbachtal gebaut. Positive Ansätze, die Erwerbsgrundlage durch Fremdenverkehr zu erweitern, blieben stecken. 1967 entstand das viel besuchte Familienlandheim der Evangelischen Heilandsgemeinde Frankfurt.
In schneereichen Wintern lockt die Langlaufloipe zahlreiche Wintersportler aus dem heimischen Raum an, aber Bodenrod profitiert davon nicht. Trotz hohen Freizeitwertes fehlt noch die nötige Infrastruktur (Einrichtungen der Grundversorgung, Ärzte, Apotheken etc.). Auch ältere Mitbürger, die die Ruhe schätzen, sind auf ein Auto angewiesen.
Heute erscheint es notwendig, den Ort für jüngere und ältere Mitbürger attraktiver zu machen, indem man die Infrastruktur ausbaut, die Altbausanierung stärker fördert und für eine bessere Anbindung an den öffentlichen Verkehr sorgt. Diese Maßnahmen würden nicht zuletzt den hohen Wohnwert, den Bodenrod durch seine idyllische Lage, seine Ruhe, Abgeschiedenheit und gesunde Luft besitzt, erhöhen.
(Aus der Ausgabe 1 der „Butzbacher Seniorenzeitung“ von 2002)