Schlagwort: Antje Sauerbier

  • Vor 80 Jahren kam die Befreiung

    Vor 80 Jahren kam die Befreiung

    Amerikaner besetzten Butzbach im März 1945

    Antje Sauerbier, Autorin des Rossbornverlages und Referentin

    Pünktlich zum achtzigsten Jahrestag der Einnahme und Besetzung von Butzbach
    durch die amerikanische Armee am 29. März 1945 erscheint das neueste Werk der
    Heimat- und Geschichtsforscherin Antje Sauerbier mit dem Titel „Butzbach und die
    US-Army – 1945 bis 1991/1997“. Es wird wieder vorgestellt im Rahmen einer
    Veranstaltung des Geschichtsverein Butzbach und Umgebung e.V. am Freitag, den
    28.(!) März 2025 um 19.00 Uhr im Gemeindesaal der St. Gottfriedgemeinde in der
    Straße Am Bollwerk 15, 35510 Butzbach.
    Es ist das vierte Buch von Antje Sauerbier, die seit rund 30 Jahren mit Kultur-, Stadt-
    und Regionalgeschichte befasst, in der Reihe über die jüngere Stadtgeschichte von
    Butzbach. Nach ihren Publikationen „Eine Kleinstadt zwischen Panzern und
    Petticoats“ und „Hippies, Hochhäuser, Hausberg-Radar!“ und „Reformen, Randale &
    Altstadt-Report“, trägt das neueste Werk den Titel „Butzbach und die US-Army. 1945
    bis 1991/1997. Zwischen Besatzungsmacht, Schutzmacht und amerikanischem
    Kulturimperialismus“
    In diesem wieder sorgfältig recherchierten und mit zahlreichen Bildern ausgestatteten
    neuen Werk lässt die Autorin diesmal eine Reihe von alteingesessenen Bürgern zu
    Wort kommen und lässt diese selbst erzählen, wie sie und ihre Familien die Zeit ab
    1945 in Butzbach erlebt haben. Für viele Leser wird es eine Zeitreise in ihre
    persönliche Geschichte. Eine Zeit, die oft mit großen Schwierigkeiten verbunden war,
    aber auch
    eine aufregende Zeit mit großen kulturellen Umbrüchen, von denen viele die
    Amerikaner mit sich brachten. Es war die Zeit des Rock´n Roll, die Zeit, in der Elvis in
    Bad Nauheim wohnte und Freunde aus Butzbach hatte und vieles mehr.
    Das Buch soll für die Autorin ein weiterer Anlass für einen Rückblick auf eine
    Freundschaft, in deren Vorgeschichte eine erbitterte Kriegsgegnerschaft steht, gefolgt
    von Kapitulation und Besetzung, schließlich der Bündnispakt, aus dem eine tragfähige
    und vertrauensvolle Verbindung erwachsen ist – das alles aus der Sicht der Kleinstadt
    Butzbach, die über Jahrzehnte amerikanischer Truppenstandort gewesen ist.

    Wie immer sind bei Antje Sauerbier die Interviews eingebettet in einen allgemeinen
    geschichtlichen Kontext. Es beginnt mit einem kurzen Rückblick auf die
    jahrhundertelange Tradition Butzbachs als Garnisonstadt, und setzt sich fort mit einer
    allgemeinen Beschreibung, wie der Alltag in Butzbach mit den amerikanischen
    Soldaten war, deren Stationierung 60 Jahre lang das gesellschaftliche Leben in
    Butzbach prägte.
    Die Amerikaner, die in zwei Kasernen in Butzbach untergebracht waren, bestimmten
    nicht nur durch ihr Auftreten in Bars und Kneipen am „Payday“, mit vielen
    Militärfahrzeugen in der Stadt und Panzer- und Musikparaden das Bild, sondern auch
    die Gespräche über die großen gesellschaftlichen Konflikte der damaligen Zeit, wie
    z.B. der Vietnamkrieg, und den vielen Demonstrationen das Leben in der Stadt.
    Aber mehr noch legt die Autorin Wert auf die Feststellung und die Beschreibung des
    friedlichen Miteinanders und den persönlichen Freundschaften, die entstanden und
    das soziale Engagement und die unkomplizierten Hilfen, die von den amerikanischen
    Soldaten kamen.
    Diese Buchpremiere wird heiter vervollkommt durch einen Auftritt des Sängers und
    Elvis Interpreten Gerd Rapp, der ein kurzes musikalisches Debüt gibt, sowie durch die
    Ausstellung von zwei (Original-) Fahrzeugenaus der damaligen Zeit und durch einige
    Gemälde von Frank Johnson. Serviert werden einige „typische“ amerikanische
    Getränke, die auch hier Anklang gefunden haben (…) und weiteren kulturellen
    Errungenschaften, die die Amerikaner in den die 60er Jahren nach Butzbach gebracht
    haben. Der Eintritt ist frei, der Platz ist begrenzt, ein Buchkauf und Autogramme von
    allen Künstlern sind möglich, und Spenden werden wie immer dankbar
    entgegengenommen.

    Uwe Gniffke, Amerikafan

    Gerd Rapp, Elvis Interpret

  • Butzbach zwischen Besatzung, Schutzmacht und amerikanischem Kulturimperalismus

    Butzbach zwischen Besatzung, Schutzmacht und amerikanischem Kulturimperalismus

    Der Geschichtsverein für Butzbach und Umgebung e.V. lud zu einem weiteren spannenden Vortrag am 12. Juni 2024 um 19.00 Uhr in das Katholische Gemeindehaus St. Gottfried in Butzbach (35510 Butzbach, Am Bollwerk 25) ein.

    Referentin war die Kulturwissenschaftlerin und Historikerin Autorin Antje Sauerbier.

    Thema war die Zeit der Stationierung der amerikanischen Soldaten in Butzbach.

    Untermalt mit vielen dokumentarischen Fotos und Momentaufnahmen ließ sie die 6 Jahrzehnte lange Epoche und das Zusammenleben mit den in der Butzbacher Schlosskaserne und der Ayers-Kaserne stationierten „Amis“ wieder wachwerden.

    In der Rückschau wird dieser Ausschnitt der Butzbacher Vergangenheit oft reduziert auf das Kneipenleben am „Payday“, mit „leichten Mädchen“ und übermütigen Soldaten, die die (damals) zahlreichen Gaststätten aufmischten und die Taxifahrer auf Trab hielten. Oder auch auf eine schlagfreudige MP, die schonungslos den Knüppel einsetzte und erst dann fragte, was eigentlich los ist.

    Davon berichten Zeitzeugen meist als erstes, wenn man sie auf ihre Erinnerungen anspricht, schmunzelnd und mit einem Augenzwinkern.

    Dass der Einfluss der amerikanischen Kasernen und Soldaten auf Butzbach groß gewesen sein muss zeigt auch ein Vergleich der reinen Anzahl der Letzen, auf ungefähr 10 000 Butzbacher kommen je nach Schätzung sechs bis zehn Tausend Soldaten, auch wenn die genaue Anzahl stets geheim gehalten wurde und wohl stark schwangte. Erschwerend für das harmonische Stadtleben war außerdem die demographische Zusammensetzung dieser Soldaten, ausschließlich junge Männer, die meisten ohne Familie und Kinder, nicht wenige für die die US Army die letzte und einzige Option und in ihrem Heimatland eine schwierige Existenz führten.

    Aber das Leben mit den Amerikanern hatte weitaus mehr Facetten und beinhaltete Höhen und Tiefen. Stichwort: Exerzierplatz und Manöver, US-Schießstand, Radar-Station auf dem Hausberg, Proteste gegen US-Politik und Stationierung von Atomwaffen auf deutschem Boden, Terror gegen US-Einrichtungen und GIs, sexuelle Übergriffe und kriminelle Vergehen durch Truppenangehörige, Umweltverschmutzung u.v.a.

    Während mit Beginn der Besatzung im Frühjahr 1945 noch die „No Fraternization“ Regel den Umgang zwischen amerikanischen Soldaten und deutschen Zivilisten begrenzen, zeigte sich US-Präsident Eisenhower bereits im Sommer gnädig und verspricht den Deutschen, ihr Leben auf demokratischer Grundlage wiederaufzubauen.

    Nach ihrem Einmarsch übernehmen die Amerikaner nach und nach die Schlosskaserne, die alte Schrenzerkaserne und konfiszieren hundert, zumeist vornehm eingerichtete Häuser der Bevölkerung die diese erst 1955 vollends zurück bekamen.

    Neben diesen konfliktbeladenen Aspekten gibt es das einträchtige Miteinander, das soziale Engagement der Soldaten und die unkomplizierte und pragmatische Unterstützung durch die Militärs bei vielen Angelegenheiten im Alltag. Die Erinnerung an die vielen kleinen Kulturgüter, die bald auch zu unseren Kulturgütern geworden sind. Die wirtschaftliche Bedeutung und die Kaufkraft der tausenden Amerikaner, die persönlichen Freundschaften und oft der Bund fürs Leben, um nach Amerika zu kommen. Völkerfreundschaft und die Verbundenheit durch gemeinsame Werte, das Bekenntnis zur demokratischen Grundordnung, den beiderseitigen Zusammenhalt in Krisensituationen, NATO-Bündnis und die USA als Garant für Frieden und Freiheit in der westlichen Welt.

    All dies lässt sich am Beispiel Butzbachs idealtypisch nachvollziehen. In ihrem sehr kurzweiligen Vortrag hielt Antje Sauerbier einen fairen und zugleich kritischen Rückblick in Wort und Bild auf diese hochspannende und rund 60 Jahre währende Episode der Butzbacher Stadtgeschichte.

    Antje Sauerbiers Klein(st)-Verlag Rossborn Verlag für Belletristik und Sachbücher über die 40er bis 70er Jahre in Butzbach kann man über www.rossbornverlag-grüeninger.de finden. Dort vertreibt sie unter ihrem Pseudonym Ingeborg Rauch die Kriminalromane über den fiktiven Kriminalkommissar „Emil Grüninger“ und dessen  Fälle im Jahr 1962, die reale Ereignisse und kleine Anekdoten vermischt zu einer kurzweiligen und spannenden Geschichtsstunde über das Butzbach der 50er und 60er Jahre. Die Sachbücher „Eine Kleinstadt zwischen Panzern und Petticoats“ über den Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg und das „Wirtschaftswunder“, „Hippies, Hochhäuser und Hausberg-Radar“ über den aus der wirtschaftlichen Stärke hervorgehenden Optimismus und wiedererlangtes Selbstwertgefühl im Spannungsfeld der gesellschaftlichen Liberalisierung und ihren Konflikten und „Reformen, Randale & Altstadt-Report“ das sich um die progressiven 70er dreht.