Zweiter Geschichtstag 2022 in Nieder-Weisel

Interessante Vorträge zur Geschichte von Nieder-Weisel, der Komturkirche und den Johannitern

Nieder-Weisel (amh) Zahlreich Gäste folgten der Einladung des Ortsbeirat Nieder-Weisel und des Geschichtsverein Butzbach und Umgebung e.V., die am vergangenen Sonntag in die Komturkirche zu Nieder-Weisel zu zwei Geschichts-Vorträgen einluden.


Nachdem Andreas Möller-Hollwig die Besucher, im Namen des Ortsbeirat Nieder-Weisel, in der gut gefüllten Komturkirche willkommen geheißen hatte und sich bei den Vortragenden Gail Funk und Alfred Zitzwarek sowie bei Juan Carlos Amestoy dem begleitenden Musiker herzlich dafür dankte, dass sie diesen Nachmittag für die Nieder-Weiseler Bevölkerung und allen anderen Interessierten gestalten würden, übergab er das Wort an Hubert Meyer den ersten Vorsitzenden des Geschichtsverein Butzbach und Umgebung e.V.

Meyer dieser freute sich über die vielen interessierten Gäste, unter denen sich auch anderem auch Bürgermeister Michael Merle und Museumsdirektor a.d. Dieter Wolf befanden. In seinem Grußwort erläuterte Meyer, dass es seit jeher üblich sei zu einem Jubiläum, ganz gleich ob in der Familie oder unter Freunden Geschenke zu überreichen.

Und das gelte für Ihn im besonderen, zu einem 1250 jährigen Jubiläum. Und so habe der Geschichtsverein sich dazu entschlossen Nieder-Weisel auch ein Geschenk zu machen, nämlich diesen diesen Geschichtstag zu schenken.

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Juan Carlos Amestoy aus Montevideo in Uruguay, einem Meister der klassischen Gitarre.

Der Musiker unterrichtet in Frankfurt am Main und gibt hier und in der Umgebung regelmäßig Konzerte. Bereits im Alter von 9 Jahren begann er mit dem Studium der Gitarre, später beschäftigte er sie mit Instrumentaltechnik, Musiktheorie und Harmonielehre. 1991 kam er dann nach Deutschland wo er in der Musikhochschule Hamburg bei Professor Eike Funk sein Diplom und Konzertexamen für Gitarre mit Auszeichnung erwarb. Der Musiker gewann zahlreiche Preise besonders auch für seine barocke Musik mit der er die Gäste des Geschichtstages begeisterte.

Gail Schunk, die in Griedel beheimatete Historikerin, erläuterte in ihrem Vortrag die Geschichte von Nieder-Weisel, von der Entstehung bis ins Mittelalter. Sie schilderte eine wechselhafte Geschichte mit unterschiedlichen Zugehörigkeiten der früher als Weiseler Mark bekannten Umgebung. Schunk erläuterte die wechselnden Zugehörigkeiten zu den verschiedenen Herrscherhäusern in den vergangenen über 1250 Jahren. Sie beschrieb bildhaft wie Nieder-Weisel in den letzten Jahrhunderten entstanden ist und in welcher Reihenfolge die Gebäude vermutlich entstanden. Der älteste Teil des heutigen Nieder- Weisel z.B umfasste das Gebiet der Kirche bis zur Weingartenstraße. Ursprünglich sei die Weingartenstraße ein Graben gewesen und manche Anwohner hätten an der Böschung zum Graben früher tatsächlich Weintrauben angebaut, denn im Graben sei Wasser geflossen. Am Westende der Straße habe ein Teich gelegen, eine Ölmühle und eine Ziegelei. Der Bereich Domgasse sei eine erste Erweiterung des ursprünglichen Dorfes gewesen. „Dom“ komme vom lateinischen „domus“ und bedeute Haus. So verstand es Gail Schunk den Zuhörenden in der Komturkirche ein lebendiges Bild von der Entstehung Nieder-Weisels zu vermitteln und im Anschluss an ihren Vortrag musste sie noch die eine oder andere Frage beantworten.

Nach einem weiteren musikalischen Zwischenstück von Juan Carlos Amestoy betrat Alfred Zitzwarek das Podium und erläuterte in seinem kurzweiligen Vortrag die Geschichte der Komturkirche und die Geschichte der Johanniter im Laufe der Jahrhunderte. Der Johanniterorden so Zitzwarek sei in Jerusalem entstanden, als im ersten Kreuzzug 1099, zur Befreiung der heiligen Städten, Jerusalem erobert wurde, hätte in der Stadt eine Pilgerherberge in der auch krank gepflegt wurden bestanden. Diese Bruderschaft wurde nach ihrem Schutzpatron „Johannes der Täufer“ „Johanniter“ genannt, 1113 habe die Hospital-Gemeinschaft vom Papst die Bestätigung als Orden erhalten so dass man nun offiziell hätte Land erwerben können, Schenkungen annehmen und Filial-Hospitäler hätte gründen können. Bereits um das Jahr 1195 wäre dann in Nieder-Weisel durch eine Bauhütte der Wormser Dombauschule mit dem Bau der Komturkirche begonnen worden. So entstand die über 28 m lange, 15 m breite und 7 m hohe zweigeschossige romanische Doppelkirche. Im Laufe der Jahre erlebte die Komturkirche eine wechselhafte Geschichte vom Gotteshaus mit Krankenstation, betrieben durch die Johanniter, über die Auflösung der Komturei durch Napoleon, die Übergabe an mehrere neuen Besitzer wie Landgraf von Hessen Darmstadt der die Komturei wieder an einem Baron Freihorn von Wiesenhütten verkaufte welcher aus der Komturkirche für 50 Jahre einen Kuhstall machte, bevor sie dann, nach weiteren Episoden, 1968 wieder in den Besitz des Johanniterorden überging. Bereits ein Jahr später kauften die Johanniter das Herrenhaus aus Privatbesitz dazu und begannen nun den alten Gedanken „Krankenpflege“ wieder zu verwirklichen. Das dort entstandene Nieder-Weiseler Johanniter-Krankenhaus wurde bis 1973 betrieben. Später wurde das Krankenhaus zum Hotel. Die neu errichteten Einrichtungen dienen heute der Schulung der Johanniter Unfallhilfe, die ca. 16.000 hauptamtliche und 1,2 Millionen ehrenamtliche Mitglieder habe, so Zitzwarek.

Nach dem Vorträgen gab es vor der Komturkirche noch Gelegenheit weitergehende Fragen zu stellen, Alfred Zitzwarek führte interessierte Besucher auch noch in und um die Gebäude und erklärte noch einige Besonderheiten, während andere Besucher dankend das Angebot annahmen sich bei einem Gläschen Wein und angebotenen Knabbereien, noch zu dem ein oder anderen angesprochenen Thema weiter zu unterhalten.

Juan Carlos Amestoy
Gail Schunk
Alfred
Zitzwarek
Alfred Zitzwarek
(v.l.n.r) Gail Schunk, Juan Carlos Amestoy, Hubert Meyer, Alfred Zitzwarek
Komturkirche Nieder-Weisel
Intermezzo von Juan Carlos Amestoy

Bilder und Text: amh

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